Taubheit: Wenn die Welt still ist

Wusstest du, dass über die Hälfte aller in Deutschland lebenden Menschen zumindest leicht schwerhörig ist (Studie: Universität Witten-Herdecke)?
Ich habe das nicht gewusst und ich hätte ehrlich gesagt auch nicht gedacht, dass es so viele sind!

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Je extremer die Schwerhörigkeit ist, umso weniger Menschen sind davon betroffen – aber immerhin noch 8 Prozent leiden unter einer hochgradigen Schwerhörigkeit. Bedeutet: Sie sind nahezu taub und können nur mit Hilfe von Hörgeräten etwas hören.
Auch Samantha gehört zu diesen 8 Prozent – sie ist nämlich seit ihrer Geburt zu 98 Prozent taub.

Jetzt aber Schluss mit den ganzen Prozenten! Viel wichtiger und auch spannender ist doch, zu erfahren, wie jemand damit umgeht, nahezu taub zu sein – deshalb habe ich mit Samantha gesprochen.

Viele Menschen mit Taubheit haben Schwierigkeiten damit, selbst zu sprechen, weil sie Wörter ja noch nie gehört haben und deshalb schwer ist, sie selbst zu bilden, Samantha geht es jedoch nicht so: „Ich bin die einzige aus meiner Familie, die taub ist. Die Gebärdensprache nutze ich aber nur, wenn andere mich nicht verstehen können“, sagt sie. „Also nur dann, wenn sie selbst gehörlos sind.“
Die Gebärdensprache und auch die Lautsprache werden mit den Händen und Fingern gesprochen. Es gibt bestimmte Gesten, Fingerzeichen und Handbewegungen, die entweder einen Buchstaben, ein Wort oder sogar einen kurzen Satz bedeuten.

Im Kindergarten und in der Schule hatte Samantha viele Gleichgesinnte um sich – sie besuchte eine Schule für Hörgeschädigte. Dort wird der Unterricht von den Lehrern in den Sprachen der Gehörlosen abgehalten.
Probleme wegen ihrer Schwerhörigkeit hatte Samantha weder während noch nach dieser Zeit: „Ich wurde auch nie für meine Taubheit gemobbt. Alle haben mich immer so akzeptiert, wie ich bin“, so Samantha.
Inzwischen kann Samantha sogar etwas hören – sie trägt nämlich ein Cochlear-Implantat: „Ich kann sogar recht gut hören. Es hat echt sehr lange gedauert, aber inzwischen höre ich links endlich Wörter“, freut sich Samantha. „Rechts geht es sogar noch besser, da höre ich schon ziemlich korrekt, links muss ich noch ein bisschen üben, die Wörter zu verstehen“, erklärt sie.

Hören trotz Taubheit

Falls du dich jetzt fragst, wie ein Cochlear-Implantat funktioniert, kann ich dir nur sagen, das habe ich mich auch gefragt! Ich versuche einmal, es verständlich zu erklären:
Ein Cochlear-Implantat ist ein medizinisches Gerät, das aus zwei Teilen besteht: Einmal aus einer Art Mikrofon, das direkt hinter dem Ohr getragen wird. Es ist mit einer Spule verbunden, die wiederum auf der Haut angebracht wird. Außerdem gibt es das Implantat an sich, das mit einer kleinen Operation unter die Haut hinterm Ohr implantiert wird. An diesem Implantat befindet sich ein winziger Elektrodenträger (quasi ein elektrischer Leiter). Der Elektrodenträger wird von einem Chirurgen in die Hörschnecke im Innenohr gesetzt.

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Ein Cochlear-Implantat wird hinter dem Ohr getragen. Foto: Cochlear Ltd.

Das Besondere: Ein Cochlear-Implantat verstärkt nicht einfach nur die Geräusche, es übernimmt quasi die natürliche Funktion des Innenohrs. Wie? Ungefähr so:
Das Mikrofon nimmt Geräusche auf und wandelt sie in einen digitalen Code um. Dieser Code wird über die Spule an das Implantat geschickt. Nun wandelt das Implantat diesen Code in elektrische Impulse um und leitet sie dann weiter an den Elektrodenträger im Innenohr und von hier aus geht es dann weiter ins Gehirn – ein ziemliches Rumgeschicke, das am Ende aber das Hören ermöglicht.

Ziemlich kompliziert, aber auch ziemlich cool! Samantha zum Beispiel kann Dank des Cochlear-Implantats etwas hören – vor allem Musik: „Ich muss die Musik nicht fühlen, ich kann sie hören! Ich höre super gerne Musik und auch fast jeden Tag. Musik ist mein Leben“, so Samantha. „Ich höre vieles, aber mein Lieblingslied ist zurzeit „Not my Fault“ von Lisa & Lena.

Vielen Dank, liebe Samantha, dass du uns einen kleinen Einblick in dein Erleben geschenkt hast!
Haben wir vielleicht noch andere Leserinnen unter uns, die Schwerhörig sind? Dann meldet euch doch gerne im Kommentarbereich zu Wort. Wenn ihr meinen Newsletter abonniert, verpasst ihr nie wieder einen Artikel und erhaltet außerdem das Passwort für unseren Mädels Club.

Samantha, du bist großartig – und alle anderen hier ebenso!

 

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