Kodiak-Tattoo: Interview mit Tätowiererin Alina

Kodiak-Tattoo: Mädelsschnack hat mit Tätowiererin Alina von Kodiak in Hamburg Altona über ihren Job, Kult-Motive und die Körper-Kunst gesprochen.

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Ich kann dir nicht genau sagen, wie viele Tattoo-Studios es in Hamburg gibt. Viele auf jeden Fall: bei 80 habe ich aufgehört zu zählen. Eine ziemlich große Auswahl, durch die ich mich schon fleißig durchgetestet habe. Ich habe insgesamt acht Tattoos – und ich liebe jedes einzelne von ihnen! Doch obwohl ich mit den Tätowierungen super zufrieden bin, gibt es nur wenige Studios und Künstler, zu denen ich ein zweites Mal gehen würde. Denn mir ist es wichtig, dass nicht nur das Ergebnis großartig, sondern auch der Prozess angenehm ist.
Einen passenden Künstler und ein Studio mit angenehmer Atmosphäre zu finden, ist leider nicht ganz einfach. Trotz oder gerade aufgrund der riesigen Auswahl. Deshalb habe ich mit Alina Baer von Kodiak-Tattoo gesprochen. Sie hat vor knapp zwei Jahren ihr eigenes Tattoo-Studio in Altona eröffnet. Sie verrät im Interview, was einen guten Tätowierer ausmacht, worauf du bei deiner Wahl eines Studios achten solltest und warum es wichtig ist, sich über das passende Motiv Gedanken zu machen.
Zugegeben: Ich bin ein bisschen voreingenommen, denn ich selbst bin großer Fan von Kodiak-Tattoo, denn ich hab mich da auch schon stechen lassen und mein Freund lag schon etliche Stunden unter Alinas Nadel.

Mädelsschnack l Kodiak-Tattoo

Alina hat mit Kodiak-Tattoo ihr eigenes Studio in Hamburg Altona eröffnet

Alina von Kodiak-Tattoo im Interview

Obwohl es inzwischen schon fast rebellisch ist, kein Tattoo zu haben, reagieren manche immer noch negativ auf Tätowierungen…
Das stimmt. Meine Eltern beispielsweise fanden es damals richtig scheiße, als ich mich tätowieren ließ. Sie und einige andere verbinden Tattoos mit dem Milieu, mit Prostitution und mit Knastis. Das liegt einfach daran, dass sie keine oder nur wenig Berührungen damit haben und das Thema Tattoowierung bei vielen Menschen leider sehr negativ behaftet ist. Aber ich denke, das entwickelt sich alles.

In welche Richtung?
Naja, inzwischen erkennen viele die Kunst, die hinter dem Tätowieren steckt. Ich habe unter anderem viele Mütter auf meinem Stuhl sitzen, die das Tattoo ihrer Tochter so schön fanden, dass sie jetzt ein eigenes wollen. Was bestimmt mitunter auch daran liegt, dass viele Tattoostudios keine dunklen, lauten und vielleicht sogar brutal wirkenden Biker-Klitschen mehr sind, in die sie sich niemals rein getraut hätten, sondern helle, freundlich Räumlichkeiten, in denen sich (hoffentlich) alle wohlfühlen.

In den Räumlichkeiten von Kodiak-Tattoo fühle ich persönlich mich auch immer ziemlich wohl. Seit wann hast du das Studio?
Seit beinahe zwei Jahren. Damals hatte ich beschlossen, mich mit dem Tätowieren selbstständig zu machen. Eigentlich wollte ich nur einen kleinen Raum, in den ich meine Liege stellen kann. Nun haben wir hier ein Studio mit acht Künstlern…

Eine ganze Menge! Aber fangen wir von vorne an: Wie bist du zum Tätowieren gekommen?
Das war eigentlich Zufall. Ich wusste schon immer, dass ich entweder etwas mit Zeichnen oder mit Tanzen machen möchte und habe mich dann für Ersteres entschieden. Doch als ich mit meinem Grafikdesign-Studium anfing, habe ich mit dem Zeichnen aufgehört und fünf Jahre keinen Stift mehr in die Hand genommen. Ich hatte mich selbst einfach zu sehr unter Druck gesetzt.

Irgendwann hast du jedoch wieder mit dem Zeichnen angefangen…
Ja, als ich vor über acht Jahren nach Hamburg gekommen bin. Meine Freunde waren alle überrascht, weil sie zuvor noch nie etwas Gemaltes von mir gesehen hatten. Sie fanden die Sachen offensichtlich gut und baten mich sogar, Tattoo-Vorlagen für sie zu zeichnen. Das verselbstständigte sich irgendwie und irgendwann kamen auch Anfragen, ob ich die Vorlagen nicht selbst als Tattoo stechen möchte.

 

Mädelsschnack l Kodiak-Tattoo

Immer wieder veranstaltet Kodiak-Tattoo Events wie die Wanna Do-Ausstellung – mit zahlreichen Besuchern.

Kodiak-Tattoo: Tätowieren kannst du lernen

Und, wolltest du?
Meine erste Reaktion war: auf gar keinen Fall! Da gibt es keine Apfel-Z-Taste zum Löschen. Das war mir viel zu viel Verantwortung. Bis ich irgendwann zugesehen habe, wie eine meiner Vorlagen tätowiert wurde. Das war so unbefriedigend. Jemand anderes verewigte mein Baby auf der Haut – das ging nicht! Also hab ich gedacht: ‚Scheiß drauf’, bin nach Hause gefahren und habe mir eine Tätowiermaschine gekauft.

Das heißt, du hast das Tätowieren einfach mal ausprobiert?
Genau. Erst ein paar Minuten auf einer Übungshaut, die mit der Maschine mitgeliefert wird, und dann habe ich mir ein kleines Dreieck über der Ferse gestochen. Weil ich danach noch lebte und eigentlich alles ganz gut geklappt hat, habe ich meinen Freunden und meiner Familie Bescheid gegeben. Wer wollte, sollte einfach vorbei kommen. Und das sind sie, einer nach dem anderen.
Hier muss ich aber dazu sagen, dass das ganz schön leichtsinnig war. Es kann soooo viel schief gehen: Die Wunde kann sich schlimm Entzünden, man kann sehr schnell Krankheiten übertragen oder sich selbst infizieren und das vielleicht auch noch schlecht gestochene Endprodukt ist dann für immer auf der Haut!!! Wer anständig tätowieren lernen möchte, sollte sich UNBEDINGT um eine Ausbildung in einem anständigen Studio bemühen.

Das klingt alles ziemlich verrückt. Wie du sagst, eigentlich muss man Tätowieren doch richtig lernen…
Das ist tatsächlich auch so. Ich weiß nicht, ich glaube, ich hatte einfach Glück und besitze ein Händchen dafür. Es ist wie mit dem Zeichnen: Ich sehe etwas und dann bringe ich es aufs Papier. Ich verstehe gar nicht, warum das bei mir klappt und bei anderen nicht. Lange Zeit dachte ich einfach, dass das jeder kann…
Ich glaube, wenn du ein Auge für Formen, Verhältnisse und optische Zusammenhänge hast, dann hilft das außerdem, zu erkennen, welches Motiv an welcher Körperstelle harmoniert oder mit den Formen des Körpers zusammenpasst. Aber hier nochmal: Wenn du als Tätowierer arbeiten möchtest, mach unbedingt eine anständige Ausbildung!!!

 

Mädelsschnack l Kodiak-Tattoo

Bei Kodiak-Tattoo kannst du dir besonders feine und filigrane Motive stechen lassen.

Kodiak-Tattoo: Diese Motive sind angesagt

Apropos Körperstelle: Welche ist denn gerade besonders beliebt für Tattoos?
Wir bekommen viele Anfragen für den Rippenbogen. Außerdem die Finger und Hände im Allgemeinen.

Und welche Motive sind angesagt?
Zu uns kommen vorwiegend Kunden, die ganz feine Motive gestochen haben möchten. Darunter sind viele florale Motive, Landschaftsszenerien und feine Schriftzüge. Besonders die jungen Mädels wollen oft Blumen gestochen haben.

Gibt es Tattoos, die eine Art Dauerrenner sind?
Tatsächlich gibt es immernoch Anfragen für Infinity-Schleifen (Unendlichkeitsschleife), das stirbt offenbar nie aus. Da solltest du also genau überlegen, ob du der Hundertmillionsteunderste sein möchtest oder dir lieber etwas anderes aussucht. Infinity-Schleifen werden zudem inzwischen oft von uns gecovert, also überstochen. Genauso wie römische Ziffern, chinesische Symbole und Tribals.

Was hältst du denn davon, sich den Namen des Partners stechen zu lassen?
Nichts. Das ist doch Quatsch. Ich weiß doch, wie mein Partner heißt… Ich würde eher raten, dass du dir eine Situation überlegst, die dich und deinen Liebsten verbindet und dann ein entsprechendes Motiv dazu überlegen.
Das gleiche gilt im Übrigen auch für Freundschaftstattoos. Wir möchten und denken zwar immer, Freundschaften und Beziehungen halten für ewig, aber das ist nicht immer so. Also solltest du dir ein Motiv aussuchen, das auch für sich alleine stehen kann.

 

Mädelsschnack l Kodiak-Tattoo

Na, ist das richtige Motiv dabei? Die Jungs und Mädels von Kodiak-Tattoo beraten dich gerne.

Kodiak-Tattoo: Mach dir Gedanken über das passende Motiv

Sagst du zu manchen Motiven auch ‚Nein’?
Ich würde ‚Nein’ sagen, wenn jemand ein politisch unkorrektes Motiv haben möchte. Ansonsten sage ich auch schon mal ‚Nein’, wenn ein junges Mädel, das gerade erst 18 oder 20 ist, ein Tattoo auf dem Finger haben möchte. Ich finde, es liegt in meiner Verantwortung, in diesem Falle zu sagen, dass sie lieber noch einmal darüber nachdenken soll und sich vielleicht lieber eine andere Stelle aussucht.

Warum?
Weil es nun mal, besonders in den oberen Etagen, Menschen gibt, die Tattoos mit einem niedrigem Bildungsstand gleichsetzen. Sie schieben dich in eine Schublade, aus der du es nur schwer raus schaffst (wenn überhaupt). Besonders wenn du gerade erst mit der Schule fertig bist, hast du beruflich noch so viel vor dir und kannst noch gar nicht abschätzen, wo du vielleicht mal karrieretechnisch landen wirst. Ein so deutlich sichtbares Tattoo kann dir da gehörig im Wege stehen.

Für dich gehört Verantwortungsbewusstsein also zu den Eigenschaften, die ein Tätowierer mit sich bringen sollte?
Ja, unbedingt. Wir sollten alle wissen, was wir da tun und wir sollten wissen, dass unser Handeln Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Ein guter Tätowierer sollte außerdem Leidenschaft mit sich bringen. Denn nur, wenn du leidenschaftlich bist, hast du auch den Anspruch, immer dein Bestes zu geben. Und unsere Kunden haben nun mal unser Bestes verdient. Empathie finde ich auch wichtig. Unsere Kunden sollen sich wohl fühlen, wissen, dass sie gut beraten werden und dass wir sie nicht wie am Fließband abarbeiten.

Was sollte ich noch bedenken, wenn ich mich tätowieren lassen möchte?
Du solltest gut recherchieren. Instagram beispielsweise ist ein gutes Tool dafür. Fast jedes Studio und jeder Künstler hat eine Seite, auf der du die Arbeiten sehen kannst. Außerdem gilt: Nur weil jemand auf Papier zeichnen kann, kann er es noch lange nicht auch auf der Haut. Also schau dir auf jeden Fall gestochene Motive vom Künstler an.
Und denkt immer daran, dass ein Tattoo kein H&M-Pulli für eine Saison ist, sondern etwas, das im besten Falle für immer bleibt. Also nimm dir Zeit und besuche beispielsweise ein Studio vorab einmal, um zu sehen, ob du dich in der Atmosphäre wohl fühlst. Wenn nicht, dann dreh dich einfach um und geh wieder. Hör auf dein Bauchgefühl!

Mädelsschnack l Kodiak-Tattoo

Acht Künstler arbeiten bei Kodiak-Tattoo. Was sie auf der Haut zaubern, kannst du dir bei Instagram anschauen.

Vielen Dank für das großartige Interview und die großartigen Tipps, liebe Alina.
Im Übrigen bin ich selbst großer Fan davon, lange über Tattoo-Motive nachzudenken, wenn es sein muss, sogar ein paar Jahre… Als ich 16 Jahre alt war, wollte ich mir unbedingt eine Rose auf die Leiste tätowieren lassen – und bin einfach nur happy, dass ich es doch nicht gemacht habe. Denn dieses Tattoo würde mir heute ganz sicher nicht mehr gefallen. Genauso wie mein Bauchnabel-Piercing. Ich trage es schon seit Jahren nicht mehr, aber das bescheuerte Loch in meinem Bauchnabel geht trotzdem nicht weg.
Was ich damit sagen will: Ich weiß, dass es für manche (mich eingeschlossen) unheimlich verlockend sein kann, sich ein Tattoo oder auch ein Piercing stechen zu lassen. Aber bitte, bitte, bitte, mit Schoko-Streuseln oben drauf, überlege dir gut, was du mit dir und deinem Körper machst, denn die Konsequenzen könnten für immer sichtbar sein.

Fun-Fact: Der Name Kodiak-Tattoo hat eine interessante Bedeutung. Alina heißt mit Nachnamen Baer und es gibt den Kodiak-Braunbären. Er ist nach dem Eisbär das größte an Land lebende Raubtier.

Hast du Tätowierungen oder planst du welche? Dann verrate es direkt hier im Kommentarbereich. Wenn du magst, abonniere meinen Newsletter, dann erhältst du das Passwort zu unserem Mädels Club.

Alina, du bist großartig, genauso wie Kodiak-Tattoo – und du bist es sowieso!

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