Collien Ulmen-Fernandes kommt mit einer super spannenden Dokumentation ins Fernsehen. „No More Boys and Girls“ (22. November, 20.15 Uhr, ZDFneo). In der Sendung geht sie der Entstehung von Geschlechterrollen auf den Grund und beweist, dass Mädels und Jungs eigentlich gar nicht so unterschiedlich sind, wie viele glauben…

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Es gibt echt viele Klischees, wie Mädels und Jungs sein sollten: Jungs mögen Dinosaurier, Autos und Fußball, wir Mädchen lieben Pink, Pferde und Shopping… Doch wie kann es dann sein, dass Collien Ulmen-Fernandes es schrecklich findet, shoppen zu gehen? Immerhin ist sie das, was wir wohl allgemein als Mädel beziehungsweise Frau bezeichnen…
Die Moderatorin versucht in ihrer Doku „No More Boys and Girls“ Antworten auf Fragen wie diese zu finden. Dabei wird ziemlich schnell klar, dass es vor allem die Gesellschaft und ihre Erwartungen sind, die das Geschlechterbild prägen.

Collien Ulmen-Fernandes über Geschlechterrollen

 

In der ZDF-Doku „No More Boys and Girls“ beschäftigst du dich damit, in wie weit und wodurch Kinder in Geschlechterrollen gezwängt werden. Vermutlich passiert dahingehend in dem Alter bereits viel mehr als wir vielleicht erwarten würden, oder?
Wir haben das Alter ausgewählt, weil sich die Kinder in dem Alter orientieren. Sie wollen ihre Rolle finden und nichts falsch machen. Sie wollen ein RICHTIGER Junge oder eben ein RICHTIGES Mädchen sein. Genau deshalb sind Kinder auch so anfällig für Beeinflussung. Wenn du Jungs sagst, Blumen seien nichts für richtige Jungs, dann verlieren die meisten sofort das Interesse an Blumen.

Das heißt, das Umfeld beeinflusst, in wie weit Geschlechterdenken und -handeln bei Kindern stattfindet?
Auch. Das Geschlechterbild setzt sich aus vielen Einflüssen zusammen. Wir haben die Kinder gebeten, jemanden zu zeichnen, der ein Flugzeug fliegt – beinahe alle Kinder zeichneten einen Mann. Einfach, weil die Piloten in den Büchern, Serien und Filmen meistens Männer sind. Ihnen war klar, dass Frauen Prinzessinnen oder Balletttänzerinnen werden können, aber dass eine Frau auch ein Flugzeug fliegen kann, wussten sie nicht… Das hat die Kinder wirklich überrascht. Wenn wir unseren Kindern nicht die breite Palette an Möglichkeiten präsentieren, haben sie kaum eine Chance, außerhalb von Geschlechterrollen zu denken.

Das Thema Geschlechterrollen behandelst du auch in deinem Kinderbuch „Lotti und Otto“. Die Geschichte darin macht klar, dass Mädels und Jungs sein können, wer und was sie wollen. Ganz unabhängig von ihrem Geschlecht…
Genau. Ich finde es einfach wichtig, dass Kinder sich frei entfalten können. Ganz egal, ob sie ein Junge oder ein Mädchen sind. Es sollte total okay sein, wenn ein Mädel Nagellack mag und es sollte ebenso okay sein, wenn ein Junge bunte Fingernägel haben möchte. Wer hat überhaupt entschieden, dass Nagellack nur etwas für Frauen ist? Ich höre immer wieder von Jungs, die Nagellack cool finden, sich aber nicht trauen, ihn im Kindergarten zu tragen.

Mädelsschnack l Collien Ulmen-Fernandes Kinderbuch

Mit ihrem Kinderbuch „Lotti & Otto“ möchte Collien Ulmen-Fernandes zeigen, dass wir alles sein können – unabhängig davon, ob wir Mädels oder Jungs sind.

Nicht nur als Kind, auch als Jugendlicher werden wir oft mit Geschlechterdenken konfrontiert. Erinnerst du dich noch an deine Teenagerzeit?
Ich erinnere mich, dass ich mich als Teenager viel an anderen orientiert habe. Ich glaube, man schaut einfach, was die anderen so machen, wie sie sich verhalten und wie sie aussehen. Deshalb finde ich auch Instagram so schwierig – viele der weiblichen Idole dort stellen äußerliche Themen sehr in den Fokus: Fitness, Diäten, Outfits, Make up. Bei ihnen geht es darum, schlank zu sein, hübsch auszusehen, sich gut zu kleiden und schön zu schminken. Ich wünschte, die geistige Ebene würde eine größere Rolle spielen.

Dennoch geht es leider oft nur um das Aussehen. Denkst du auch, dass die Gesellschaft ihren Großteil dazu beiträgt?
Ja. Das geht in der Kindheit schon los und genau das thematisieren wir auch in der Sendung. T-Shirt-Prints für kleine Mädchen befassen sich oft mit Äußerlichkeiten: Beauty, Fashionista, Pretty. In Büchern namens „100 Dinge, die eine Mädchen wissen muss“ geht es los in Kapitel 1 mit „Schönheit und Pflege“. Man spürt als Mädchen, dass Äußerlichkeiten wichtig zu sein scheinen.

Wie können wir uns von diesen Erwartungen frei machen?
Das kann ich dir leider nicht sagen. Anfang des Jahres lief ich auf einer Veranstaltung mit Kleid und High Heels über den Roten Teppich. Den ganzen Abend fühlte ich mich furchtbar und wollte nur noch nach Hause. Erst als ich mir in Ruhe über diese Gefühle Gedanken gemacht habe, wurde mir klar, dass ich Kleider überhaupt nicht mag. Aber ich habe sie dennoch immer getragen, weil es eben so von mir erwartet wird. Einige Zeit später bin ich dann mit Jeans und Pullover zur Berlinale.

Und wie waren die Reaktionen?
Die gab es nicht so wirklich. Denn obwohl ich auf dem Weg zur Veranstaltung noch total happy mit meiner Entscheidung war, habe ich mich letztendlich nicht über den Roten Teppich getraut. Ich fühlte mich einfach unwohl neben all den gestylten Frauen in ihren Kleidern… Du siehst, ich kann leider keine Tipps geben, wie Mädels sich von äußeren Erwartungen freimachen können.

Gibt es etwas, was dir in deiner Berlinale-Jeans-Pullover-Situation geholfen hätte?
Auf jeden Fall. Es hätte geholfen, nicht aufzufallen – aber dafür hätten sich mehrere Mädels zusammentun und im Kollektiv mit Hose auf das Event gehen müssen. Manchmal schafft man es einfach nicht alleine, sich gegen die Gesellschaft zu wehren.

Das heißt, du bist ein großer Fan von Girl-Power?
Unbedingt! Ich bin immer wieder ganz erstaunt, dass wir Frauen so grob miteinander umgehen. Wenn ich nach einer TV-Sendung negatives Feedback bekomme, dann meistens von Frauen. Ich weiß nicht, wie viele Ätz-Kommentare ich schon über meine Haare bekommen habe. Jedes Mal frage ich mich, warum wir Frauen uns untereinander so fertig machen anstatt uns gegenseitig zu unterstützen.

Magst du diesen Satz beenden: Wir Mädels sind…
Diesen Satz kann ich leider nicht beenden, denn wir Mädels sind keine einheitliche Gruppe. Es gibt viele Unterschiede unter uns Frauen. Studien sagen sogar, dass es unter den Geschlechtern viel mehr Unterschiede gibt, als es Unterschiede zum anderen Geschlecht, also zu den Männern, gibt.

 

Ganz klar, Geschlechterrollen und -denken ist ein super spannendes Thema, das nicht nur Collien Ulmen-Fernandes beschäftigt, sondern auch mich – und vielleicht auch dich? Was denkst du, prägt uns die Gesellschaft manchmal mehr als wir uns eingestehen? Verrate es direkt hier im Kommentarbereich. Dann noch schnell meinen Newsletter abonnieren, schon kannst du eigene Artikel im Mädels Club veröffentlichen.

Ich finde, das, was Collien Ulmen-Fernandes zu sagen hat, ist ziemlich großartig! Ganz genau so großartig wie du!