Anderswo. Allein in Afrika: Wenn ich an eine Reise durch Afrika denke, dann denke ich an eine wunderschöne Landschaft, eine faszinierende Tierwelt und interessante Kultur. Aber ich denke auch an eine Safari, in einem bequemen Auto, in Begleitung eines Reiseleiters, vielleicht sogar einer kleinen Gruppe. Ganz sicher denke ich nicht daran, Afrika alleine zu durchqueren – schon gar nicht alleine mit dem Fahrrad!

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„Anderswo. Allein in Afrika“ ist ein beeindruckender Film von Anselm Pahnke. Ein Dokumentationsfilm, in dem er Beeindruckendes leistet: Er durchquert Afrika mit dem Fahrrad. 414 Tage, 15.000 Kilometer, 15 Länder – alleine auf zwei Rädern. Ich sag doch: beeindruckend!
Wie es zu dieser außergewöhnlichen Reise kam? Mehr oder weniger durch Zufall. Eigentlich war Anselm Pahnke mit zwei Kumpels unterwegs. Gemeinsam radelten sie durch Afrika, als die zwei unerwartet beschließen, wieder nach Hause zu fliegen. Doch Anselm will noch nicht zurück in die Heimat. Er will lieber weiter fahren. Also fährt er weiter. Und weiter und weiter und weiter…

Mädelsschnack Anderswo. Allein in Afrika Interview

Im Kino: „Anderswo. Allein durch Afrika“

Mit seinem Fahrrad durchquert Anselm Wüsten und Steppen, radelt durch abgelegene Dörfer, sieht sich Auge in Auge mit Nilpferden und Elefanten und lernt die Menschen von Afrika kennen. Zum Glück hat Anselm sein Abenteuer mit einer kleinen Kamera aufgenommen, denn es ist ein wunderbarer Film entstanden. „Anderswo. Allein in Afrika“ ist aktuell in den Kinos zu sehen.
Ich kann dir sagen, es lohnt sich „Anderswo. Allein in Afrika“ zu sehen, denn es ist ein Film, der inspiriert und zum Nachdenken anregt.
Mädelsschnack hat mit Anselm über „Anderswo. Allein in Afrika“ gesprochen und darüber, was ihn antreibt, seine Grenzen zu überwinden.

 

Anderswo. Allein in Afrika – Anselm Pahnke

„Anderswo. Allein in Afrika“ liegt ein Thema zugrunde: das Alleinsein. Was war für dich die größte Herausforderung am Alleinsein?
Vor der Reise hatte ich ein vages Gefühl, etwas zu suchen: Intensität und Lebendigkeit. Das habe ich erlebt. Nicht plötzlich, sondern Tag für Tag. Wenn man sich nur aus eigener Kraft bewegt, Wasser suchen muss und ganz nah an der Natur ist, spürt man eine ganz grundlegende Art von Leben. Dabei waren auch die unschönen Seiten wichtig: Angst, Unsicherheit und Einsamkeit. All das gehört dazu und ich wollte es wahrnehmen.

Wie ist es dir gelungen, mit diesen Gefühlen umzugehen?
Irgendwann konnte ich diese Emotionen in mir annehmen und entwickelte ein tiefes Vertrauen in mich selbst und eine ganz andere Art von Stärke. Ich habe dadurch auch in der Begegnung mit fremden Menschen gelernt, ihnen zu vertrauen. Letztlich habe ich wirklich etwas gefunden, das ich davor noch nicht kannte: Die Erkenntnis, dass die Einsamkeit auch eine schöne Kehrseite hat und dass das Alleinsein, wenn man es akzeptiert, bereichernd, ehrlich und wunderschön sein kann.
Und ich habe erfahren, dass sich ein Abenteuer wie dieses ausschließlich mit Willenskraft bewältigen lässt. Ich glaube, die größte Herausforderung war es, mich selber zu mögen. Allein war ich schon immer, aber mich alleine auszuhalten habe ich nie gewagt. Ich bin mir selber so nah gekommen.

Und, hast du dich gut mit dir selbst verstanden?
Ich bin mein eigener Freund geworden. Seitdem diese Freundschaft steht, fällt es mir enorm leicht Brücken zu anderen Menschen zu schlage. Nein zu sagen und auf mich zu hören.

Du sprichst in deinem Film davon, nicht zu wissen, was der nächste Tag bringt. Ohne Pläne für Morgen zu sein, hat dir scheinbar gut gefallen. Warum ist es wichtig, den Moment zu genießen und im Hier und Jetzt zu leben?
Ich weiß gar nicht, ob das Genießen das wichtige ist. Es sollte nicht der Anspruch sein, denke ich. Ich habe viel mehr erfahren, dass es eine Einstellung im Kopf ist, die stattfinden kann. Wenn man sich von vielen Dingen frei macht, die man nicht braucht, die einem angeblich Sicherheit geben, kommt ein intensives Gefühl von Leben mit einher. Wenn ich das Leben intensiv wahrnehme, die Werte des Lebens spüre, geht es mir gut. Dafür muss ich mich herausfordern, mich dem unbekannten öffnen, den Rhythmus umgehen.

Mädelsschnack Anderswo. Allein in Afrika Interview

Am Ende des Tages hast du oft darauf zurückgeblickt, was du geschafft und erreicht hast. Sollten wir uns alle öfter die Zeit nehmen, stolz auf uns zu sein und zu erkennen, was wir gemeistert haben?
Bis heute praktiziere ich ein tägliches Innehalten vor dem Schlafen. Ich spule erst den Tag und dann die Woche in meinen Gedanken ab. Ich empfinde es als eine große Dankbarkeit. Stolz zu sein, kenn ich nicht als Gefühl.

Was hat dich dann angetrieben, durchzuhalten?
Ich habe etwas gemacht, hinter dem ich voll und ganz stand. Es hat mich begeistert. Irgendwann kam der Punkt, wo meine Herkunft, mein Hab und Gut, mein Name und meine Geschichte keine Rolle mehr spielten. Ich merkte, dass die Meinung meines Umfeldes einen großen Einfluss auf meinen Alltag hatte. Diese Blicke von außen loszulassen und mich von den Meinungen anderer zu befreien, hat mich viel Überwindung gekostet, weil ich lange davon ausging, dass ich genau dieser Mensch bin, den die Gesellschaft in mir sieht. Aber Afrika hat mir gezeigt, dass mich nicht meine Besitztümer oder meine Reputation mit Glück erfüllen, sondern die Möglichkeit, ganz bei mir zu sein und zu erleben, wer ich bin und werde.

Wie bist du auf der Reise mit unerwarteten Hürden und Problemen umgegangen?
Auf der Reise habe ich keine feste Route verfolgt, es gab keinen Plan, kein Ziel. Ich habe das getan, was wir als Kinder täglich ausleben und dann irgendwann vernachlässigen: Die Begeisterung, Unbekanntes zu erkunden. Ich brauchte die Dinge also nicht bewerten, da ich ja nicht wusste, was mich erwarten würde. Wenn sich eine schwierige Situation aufgetan hat, waren alle meine Sinne wachsam, meine Instinkte herausgefordert. Es lag ganz an mir, ob ich die Situation überwinde. In diesen Augenblicken habe ich die Werte des Lebens gespürt. Ich glaube sagen zu können, dass ich mir die Reise absichtlich schwer gemacht habe, um meine Grenzen zu erfahren.

Eine Reise zum eigenen Ich

Am Ende des Films sagst du, du möchtest weiterreisen, brauchst die Kamera aber nicht mehr. Was meinst du damit?
Wenn ich einen Moment filme, nehme ich ihn ganz anders wahr. Er ist mir dann sicher, da ich ihn ja festgehalten habe. Irgendwann habe ich gespürt, dass die Erinnerung an eine Begegnung aber kein Bild braucht und vor allem kann ich den Moment nicht festhalten. Es war ein mutiger Schritt für mich, da ich von diesem Augenblick nur noch wahrnehmen konnte. Sprich: das Ereignis begrüßen, wahrnehmen und sogleich wieder verabschieden. Was bleibt ist nur die Emotion und die ist immer Stärker als ein Wort oder Bild.

Glaubst du, wir sollten lernen, Erfolge und Erfahrungen mehr für uns selbst zu erleben, anstatt sie immer im Netz auf Instagram und Co. zu teilen?
Wir sehnen uns nach der Wahrnehmung durch andere, das war schon immer so. Es fällt gewiss nicht einfach, sich selber wahrzunehmen, zu erleben. Vielmehr sollte man sich fragen, warum man sich nach den Erfolgen sehnt. Wenn wir etwas erreicht haben, haben wir das in den meisten Fällen ja nicht für uns getan, sondern um im System zu bestehen. Es liegt also auf der Hand, dass wir diesen Schritt auch mitteilen wollen, alles ist miteinander verknüpft. Viele Menschen, die ihre ganz eigenen kleinen Ziele verfolgen, finden so viel Freude in dem Prozess, dass sie es nicht großartig teilen müssen. Sie sind selber genug davon überzeugt.

Denkst du, wir können alles schaffen wenn wir nur wollen? Und wenn ja, was braucht es dafür?
Das „Wollen“, vielmehr ist es nicht. Es genügt, wenn wir es selber wollen, es braucht keine Absicherung, ob auch andere davon überzeugt sind. Sie verfolgen ihre eigenen Ideen.
Ich habe niemandem vom meiner Idee erzählt mit dem Rad nach Afrika zu reisen, denn ich war mir ganz sicher. Wenn man etwas Außergewöhnliches im Sinn hat, fängt man die Ängste der anderen ein. Mut und Angst sind immer schon keine Verbündeten gewesen.
Wenn du also etwas wagst, wirst du anderen Menschen Angst machen, daher ist es zielführender, sich diese Meinungen nicht abzuholen, sie können extrem verunsichern.

 

Ich glaube, dass Anselms Gedanken und Lebenseinstellungen nicht nur gelten, wenn wir uns einem gigantischen Abenteuer à la „Anderswo. Allein in Afrika“ stellen. Auch kleine Schritte können eine Herausforderung sein – und vielleicht hilft es, sich von Anselm inspirieren zu lassen, um diese zu meistern.

Wenn du „Anderswo. Alleine in Afrika“ sehen möchtest, findest du auf der Webseite alle Kinotermine. Hast du dir „Anderswo. Allein in Afrika“ bereits angeschaut? Was hat der Film bei dir ausgelöst? Verrate es hier im Kommentarbereich (gerne auch anonym). Dann noch schnell meinen Newsletter abonnieren, schon kannst du eigene Artikel im Mädels Club veröffentlichen.

„Anderswo. Allein in Afrika“ ist ein großartiger Film – wie passend, immerhin bist du auch großartig!

Alles Liebe, Isi von Mädelsschnack